KAMEL 
klassisch. dynamisch. jung.

Aktuelle Programme 

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Sound of Nature

Romantische Klänge im Einklang mit der Natur des Kammermusikensembles Laubenheim
Unlängst wurde Klimaterrorist zum Unwort des Jahres 2022 gekürt. Ein Wort, das die Intensität einer gesellschaftlichen Debatte zwischen Fortschritt und Industrialisierung, Erhalt und Naturschutz vielleicht nicht adäquat wiedergeben kann und kontrovers diskutiert wird. Aktivisten der Letzten Generation polarisieren, Bewegungen wie Fridays for Future mobilisieren scheinbar vor allem die jungen Generationen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch ein junges Streichorchester wie das KAMEL mit diesen Themen auseinandersetzen muss. Was uns oftmals als ein Themenfeld der jüngeren Vergangenheit erscheint, bewegt die musikalische Welt schon seit vielen Jahrhunderten. Und so bringt auch das Programm Sound of Nature ein breites Spektrum an Facetten aus der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts mit. Über den Pastoralismus des frühen 20. Jahrhunderts oder die Biedermeier-Bewegung in der Frühromantik bis hin zu den Natureinflüssen bei Beethoven-Sinfonien lassen sich zahllose Beispiele für den Einfluss der Natur als Vorlage für Musik erbringen. Das KAMEL hat in seinem Programm vier ganz unterschiedliche Komponisten zusammengeführt und ein gewohnt anspruchsvolles und spannendes Musikerlebnis erarbeitet.
Den Anfang macht ein Komponistenname, der vielen unbekannt erscheinen mag: Wojciech Kilar (1932-2013). Der in der heutigen Ukraine geborene polnische Komponist erschuf jedoch Klänge, die wiederum vielen ein Begriff sein müssten, war er doch der Komponist der Filmmusiken zu Hollywood-Kassenschlagern wie Der Pianist oder Dracula. Neben der Filmmusik galten sein Interesse und Wirken vor allem der Neuen Musik, wobei sich sein Stil kaum auf einen Nenner bringen lässt. Neoklassizismus à la Igor Strawinsky haben ebenso Einfluss auf seine Musik wie die Widmung der Volksmusik wie bei Béla Bartok, Zwölftontechnik und nicht zuletzt Minimal Music. Letzterem ist sicher auch seine 1986 entstandene Komposition Orawa für Streicher zuzuordnen. Reduktion, Konzentration und meditative Versenkung prägen das Werk. Kleine rhythmische Zellen pflanzen sich fort, wandern durchs Orchester und erzeugen akustische Farben und eine Dichte der Musik, die sofort Assoziationen an einen musikalischen Fluss hervorrufen und das nicht ohne Grund: Orawa ist der polnische Name der Arwa, einem Fluss durchs Tatra-Gebirge in der Slowakei. In dieser Pastorale des späten 20. Jahrhunderts klingt die Sehnsucht nach Natur und ihren Kräften wie ein Echo aus den Bergen wieder und verarbeitet dabei Volkstänze der Karpatenregion.
Dem Volkstümlichen und Ländlichen war auch der russische Komponist Anton Arenski (1861-1906) verschrieben. Arenski reiht sich ein in eine wahre Dynastie der russischen Hochkultur, als Schüler von Nikolai Rimski-Korsakow gab er später sein Können selbst als Lehrer weiter an namhafte Musiker wie Sergei Rachmaninow oder Alexander Skrjabin. Vor allem in der Kammermusik entfaltet Arenski seine vielfältigen gestalterischen Fähigkeiten, wobei das lyrische Element bei ihm eine bedeutendere Rolle spielen als Dramatik und Melancholie und hebt ihn etwas von der russischen Tonsprache der russischen Romantik ab. Seine Variationen über ein Thema von Tschaikowski op. 35a für Streichorchester entstanden 1894, ein Jahr nach Tschaikowskis Tod und basieren auf dem Lied Legende aus Tschaikowskis 16 Kinderliedern op. 54. Dieses Lied wiederum hat als textliche Vorlage das Gedicht Roses and Thornes des Amerikaners Richard Henry Stoddard, der in seinem Text die fiktive Geschichte des kleinen Jesus in einem Rosengarten erzählt, der anderen Kindern die blühenden Rosen überlässt und für sich selbst die Dornen aufnimmt.
Das Thema der Rose nimmt auch das folgende Werk Rosa mundi des britischen Komponisten Paul Lewis (*1943) auf. 2003 komponiert, ist diese kleine Stück wohl das unbekannteste im Programm. Große Sentimentalität und hohe Intensität in Verbindung mit Tradition und Einfachheit verleihen der Musik etwas Zeitloses und kreieren ein fast herzzerreißendes, hoffnungsvolles und bewegendes Stück in dem Lewis die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen verarbeitet und die Hoffnung widerspiegelt, die er in Gestalt seiner Lieblingsblume fand: Rosa mundi – die Strauchrose.
Das Hauptwerk des Programmes ist keine Seltenheit in Streicherkonzerten und auch der Komponist kein Unbekannter: Antonín Dvořák (1841-1904). 1875 war ein bedeutendes Jahr für die europäische Musikgeschichte: Bizets Carmen wurde uraufgeführt, Smetanas Moldau erschien und in Bayreuth fieberte man der Premiere von Wagners Götterdämmerung entgegen. Noch im Schatten dieser großen Namen und Ereignisse wirkte der Aufstieg des bescheidenen böhmischen Musikanten aus einfachen ländlichen Verhältnissen nahezu unscheinbar. Noch unbehelligt vom späteren Weltruhm schrieb der damals 34-jährige Dvořák einige seiner schönsten und inspiriertesten Werke, allen voran seine Serenade in E-Dur für Streichorchester op.22. Als „Summe des Wohllauts und der herrlichsten böhmischen Melodien“ bezeichneten die Kritiker der damaligen Zeit das Werk, das die gute Laune des aufsteigenden Komponisten widerspiegelt. In der Form atavistisch der Welt der klassischen Serenaden und Divertimenti Haydns oder Mozarts zugewandt, verstreut Dvořák Themen und Melodien geradezu in verschwenderischer Fülle über das fünfsätzige Werk. Böhmische Volksweisen und zahllose Anklänge an die Natur zeugen von seiner Liebe zur Heimat und Natur und lassen die Serenade wie einen strahlend blauen Himmel erscheinen – ein wolkenloses Werk.

Filmreif

Kaum ein anderes Medium der letzten Jahrzehnte hat das Leben so beeinflusst, wie es Film und Fernsehen getan haben. Wo sonst kann man in ferne Länder oder gar ins All reisen? Mit Piraten die Weltmeere unsicher machen oder mit Gladiatoren kämpfen? Die Welt vor Superschurken retten und sich die Zukunft ausmalen? In die mafiöse Unterwelt abtauchen oder mit Indianern und Cowboys den Wilden Westen auferstehen lassen? Wo erwachen Gegenstände zum Leben oder fangen Tiere an zu sprechen? – und das alles bequem vom heimischen Sofa oder im Kino vor der großen Leinwand.
Große Filmemacher und Regisseure wie Francis Coppola oder Quentin Tarantino haben Filmgeschichte geschrieben, andere Verfilmungen wie die Karl-May-Reihen oder Walt Disneys Mary Poppins gehören zu den Klassikern, die wohl schon jeder – ob groß oder klein – gesehen hat. Ebenso wie die Bilder, haben sich auch die dazugehörigen Melodien festgebrannt und sind aus unserem Leben wohl kaum mehr wegzudenken. Die ersten Akkorde des James-Bond-Themes und wohl jeder auf der Welt wird mit dem charmanten Agenten des britischen Geheimdienstes mitgerissen auf seiner Jagd nach dem Bösen; vor 50 Jahren wohl genauso wie heute.
In dieser Tradition steht auch das aktuelle Programm des KAMEL Filmreif. Das Beste aus Film und Fernsehen – bekannte und unbekannte Melodien, die uns mitnehmen auf eine akustische Entdeckungsreise zu den nahen und fernen Welten des Films. „Alte“ Klassiker von Martin Böttcher, Nino Rota oder John Barry, große, preisgekrönte Filmmusikmonumente von John Williams, Hans Zimmer oder Klaus Badelt bis hin zu neuen Stars am Leinwandhimmel wie Ramin Djawadi oder auch Billie Eilish stehen auf dem Programm. Melodien, die ein jeder mitsummen oder mitpfeifen kann, jazzige oder poppige Sounds, mysteriöse und unheimliche Klänge bis hin zum Broadway- und großen Streichorchesterklang, für jeden Geschmack und jede Fantasie ist etwas dabei.
Dabei tritt das KAMEL gewohnt jugendlich und locker auf und besticht durch ungewohnte klangliche Bandbreite, die einige Überraschungen birgt. Dazu lädt es einige besondere Gäste auf die Bühne: das CelloDuo, die Musical-Sängerin Janina Steinbach oder das Pop-Trio Timeless.
Ein abwechslungsreicher, kurzlebiger und fantasievoller Abend erwartet Sie in gewohnter Einzigartigkeit: alle Sätze und Arrangements sind eigens für das KAMEL und das Projekt Filmreif entstanden. Die Konzerte im Rahmen von Kultur im Park sind zudem die Release-Konzerte des gleichnamigen Albums, der ersten zusammenhängenden Produktion des KAMEL, die Anfang 2021 entstand und aufgrund der Corona-Einschränkungen aufwändigst eingespielt wurde. Lassen Sie sich mitreißen und tauchen Sie mit uns ab in die grenzenlose Kinowelt.