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Souvenir
Gibt man das Wort Souvenir in der Websuche ein, erhält man eine kurze Definition: Ein Gegenstand, den man als Erinnerung mitbringt. Aus dem Französischen entlehnt, bedeutet es dort so viel wie „Erinnerung“ oder „Andenken“. Bei allen Reisenden sind Souvenirs, kleine Mitbringsel stets beliebt – früher wie heute. Eine Kleinigkeit, die mit schönen Erinnerungen verknüpft ist und diese im häuslichen Alltag stets jung halten soll. Wir stellen sie uns in ein Regal, um positive Erlebnisse in Gedanken zu halten, bei manchen ist das Sammeln von solchen Kleinigkeiten regelrechtes Hobby geworden. Diese Faszination ist vermutlich schon so alt, wie die Menschheit selbst und wer könnte das nicht besser berichten als wir Deutschen, die beim Reisen ganz oben im weltweiten Vergleich mitmischen? Souvenirs, wie wir sie heute kennen, gibt es wohl auch schon Jahrhunderte, aber im 19. Jahrhundert kaufte man als gebildeter Tourist diese nicht, man schrieb, malte oder komponierte sie selbst. Das uferte in der Spätromantik schon fast aus, sodass die Gattung des „Souvenir“ ein eigenes Genre in der Musik bildete. Ein Werk trug dazu besonders bei, das im Programm des Kammermusikensembles Laubenheim KAMEL eine zentrale Rolle einnimmt: Souvenir de Florence op. 70 von Pjotr Tschaikowsky – im Original 1892 für Streichsextett komponiert, existierten bereits ein Jahr nach Fertigstellung die ersten Versionen für Streichorchester. In diesem Werk erinnert sich Tschaikowsky voller Dankbarkeit an einen mehrmonatigen Erholungsaufenthalt in Florenz Anfang 1890, wo er seine Oper Pique Dame komponierte. Souvenir de Florence ist ein heiteres, lebensbejahendes Werk, das von einem der schönsten Sommer zeugt, die der Komponist nach eigenen Aussagen jemals erleben durfte. Hier kreuzen sich Einflüsse der russischen Volksmelodien mit serenadenartigen Liedformen, die an eine Barcarole mit Mandolinenbegleitung erinnern. Eine Mondnacht am Ufer des Arno unweit der Ponte Vecchio kommt einem ebenso in den Sinn wie wilde Polkas mit reizvollen Klangeffekten und Farbwechseln. Als ob man ein musikalisches Mitbringsel in ein schmuckes Regal im russischen Wohnzimmer der Familie Tschaikowsky stellen würde.
Eine melancholische Erinnerung beschreibt auch der japanische Komponist Takashi Yoshimatsu in seinem Werk And the Birds are still… op. 72, das der größte japanische Komponist Klassischer Musik im westlichen Stil 1997/1998 schrieb. Vögel waren für zahllose Kompositionen Quelle der Inspiration. Schon in gregorianischen Gesängen werden sie besungen, Vivaldis Vier Jahreszeiten beschreiben sie, Strawinsky widmete dem Feuervogel eines seiner größten Werke, die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Für Yoshimatsu sind Vögel ein Tor, um mit dem geistigen Auge das Wunder der natürlichen Welt zu betrachten. Sie sind Boten göttlicher Mission und ein ständiger Begleiter durch die Werke des japanischen Komponisten, der im frei neuromantischen Stil mit starken Einflüssen aus Jazz, Rock und japanischer Musik komponiert. Geschrieben als kurze Elegie für ein Streichensemble, entwickelt sich ein zerstückeltes Motiv zu einer schwachen Melodie, die sich dann zu einer melancholischen Erinnerung an eine längst vergangene Zeit mausert, bevor sie wieder in ihre ursprüngliche Form übergeht und schließlich verklingt.
Komplettiert wird dieses den romantischen und modernen Klängen verschriebene Programm des KAMEL durch die Uraufführung einer Eigenkomposition für das KAMEL. Inspiriert durch eine gemeinsame Konzerttournee 2023 durch Island entstand durch Johannes Christ eine kurze kompositorische Erinnerung, die, wie jedes Souvenir, das Andenken an eindrucksvolle Momente, prägende Ereignisse oder einfach nur schöne Stunden für immer jung halten soll. Gravel Road, so bezeichnen die Isländer ihre nicht befestigten, aber für jeden Fahrzeugtyp noch zugelassenen Straßen, die teils abenteuerliche Routen verbergen. Schwer zu befahren und höchste Konzentration erfordernd führen sie aber meist zu den beeindruckendsten Landschaften und Orten, die manche Vorstellungskraft übertreffen. Eine fast schon poetische Parallele zu mancher Lebenssituation und reichlich Interpretationsspielraum inbegriffen, wagt das KAMEL diesen besonderen Schritt zur Erweiterung seines Repertoires.
Hits ihrer Zeit - Lovestory
Spätestens die Komponisten seit der Barockzeit sind jeder und jedem mehr oder weniger vertraut und Teil unserer Geschichte, unserer Kultur, unserer Identität. Namen wie Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel fallen uns allen ein, vielleicht nicht immer mit den passenden Verbindungen zu entsprechenden Werken, doch geprägt haben sie uns alle auf die eine oder andere Weise. Wie formulierte es einmal die Musikhistorikerin und Pädagogin Cornelia Tödt: „Jetzt die weniger gute Nachricht: „Barock“ hat nichts mit „Rock“ zu tun, obwohl viele der Komponisten jener Zeit wirklich angesagt waren und bis heute noch sind.“ Aber stimmt das überhaupt?
Gehen wir weiter in der Geschichte, kommen wir zu Namen, die DER Inbegriff für „klassische Musik“ sind, wie wir sie so gerne plakativ benennen: Mozart und Beethoven. Heute ist die populäre Musik viel schnelllebiger, millionenfach vielseitiger, kaum miteinander vergleichbar und dennoch nicht minder reizvoll. Wie ungleich reizvoller erscheint dann eine Verbindung all dieser Musikstile, die mitunter mehr gemeinsam haben als man auf den ersten Blick denken mag. Über 400 Jahre fasst die moderne Musikgeschichte unter dem Begriff der Musik der Neuen Epochen zusammen – was es dort für eine unerschöpfliche Fülle an musikalischem Schaffen gab und gibt…
Auf eine Erkundungsreise in diesen riesigen Kosmos begibt sich das Kammermusikensemble Laubenheim KAMEL auf seine eigene und besondere Art und Weise mit seinem Programm Hits Ihrer Zeit – Lovestory und stellt dabei Werke gegenüber und nebeneinander, die man vermutlich nicht allzu oft in unmittelbarer Nähe hört. Aber wussten Sie, dass Freddie Mercury ein großer Fan der italienischen Oper war, seine weltberühmte Bohemian Rhapsody als Hommage an genau diese schrieb und mit der Opernsängerin Montserrat Caballé eng befreundet war und mit ihr sogar ein Album veröffentlichte? Warum also nicht die Rockmusik der 1980er-Jahre mit Puccini und anderen Größen der Oper verbinden?
Mit seinem zweiten Leitfaden Lovestory stößt das KAMEL eine weitere Tür ins Unermessliche auf und was drückte schon von jeher die vielseitigen Gefühle der Liebe besser aus als die Musik? Unglückliche Liebe, die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern und andersrum und natürlich hollywoodreife Inszenierungen, all jenem widmet sich das junge Streichorchester aus Mainz in seinem ungewöhnlichen Programm und erstaunt dabei mit eigenen Arrangements und ungeahnter Klang- und Stilvielfalt. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine musikalische Zeitreise in die Welt der Love-Songs, die die Jahrhunderte überdauert haben – sollten sie denn überhaupt schon so alt sein!
Forever Young
Forever young – für immer jung, so lautet nicht nur ein weltbekannter Titel der deutschen Popgruppe Alphaville aus den 1980er Jahren, sondern auch das diesjährige Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Wie maßgeschneidert wirkt dieses Thema für das KAMEL, das so auch das zweite klassische Programm im Jahr 2025 benennt. Dafür hat es sich eine spannende Mischung barocker Werke und deren ewige Renaissance in der Musik des 19. & 20. Jahrhunderts ausgesucht. Antonio Vivaldis Konzert für vier Violinen und Streichorchester, das er in Funktion als Pädagoge für seine teilweise sehr jungen Schüler an der Pietá-Schule in Venedig schrieb, ist eines seiner frühen Werke und trug mit zu seinem Weltruhm bei. Die Faszination die Vivaldis Musik und die seiner hochgeschätzten Barock-Kollegen wie Bach, Telemann, Händel u.v.m. über die Jahrhunderte ausstrahlten, wirkt bis heute in Kompositionen hinein. Den jungen Felix Mendelssohn-Bartholdy faszinierte diese Musik zeitlebens und so hielt er die barocke Kompositionstechnik in seinen genialen Werken für immer jung. Seine Streichersinfonie Nr. 3 schrieb er als Zwölfjähriger und schon hier zeigt sich sein kompositorisches Genie und die Verehrung für die Musik der Barockzeit. Wie Mendelssohn verband auch der brasilianische Komponist Heitor Villa-Lobos seine Verehrung für diese Epoche und im Speziellen für die Musik Bachs mit der Folklore und den „einfachen“ Einflüssen der Straßenmusik seines Landes. In seinem berühmtesten Zyklus Bachianas Brasileiras treffen genau diese gegensätzlich wirkenden Pole aufeinander und verbinden sich zu einem faszinierend harmonischen Klangerlebnis. Das KAMEL spielt das Kopfstück dieses Zyklus‘, eigentlich für Celloorchester komponiert, in einer eigens für das junge Streichorchester entstandenen Fassung. Komplettiert wird das Programm durch das Concerto Elegiaco für Gitarre und Orchester des kubanischen Komponisten Leo Brouwer. Mit vollständigem Namen Juan Leovigildo Brouwer Mesquida gehört zu den größten Komponisten „klassischer“ Musik in Süd- und Mittelamerika. Als Professor für Komposition an der Musikhochschule Havannas sowie als ausgezeichneter Gitarrenvirtuose prägen vor allem diese beiden Einflüsse sein Schaffen. Auch hier verbinden sich klassische Einflüsse mit folkloristischen Elementen der Karibik und Afrikas. Die Gitarre bettet sich wunderbar in den Sound des Streichorchesters ein, tritt als Solist hervor und taucht dann wieder vollständig in dessen Klang ein. Solist ist hierbei der bolivianische Gitarrist Rodrigo Llanos.
Filmreif
Kaum ein anderes Medium der letzten Jahrzehnte hat das Leben so beeinflusst, wie es Film und Fernsehen getan haben. Wo sonst kann man in ferne Länder oder gar ins All reisen? Mit Piraten die Weltmeere unsicher machen oder mit Gladiatoren kämpfen? Die Welt vor Superschurken retten und sich die Zukunft ausmalen? In die mafiöse Unterwelt abtauchen oder mit Indianern und Cowboys den Wilden Westen auferstehen lassen? Wo erwachen Gegenstände zum Leben oder fangen Tiere an zu sprechen? – und das alles bequem vom heimischen Sofa oder im Kino vor der großen Leinwand.
Große Filmemacher und Regisseure wie Francis Coppola oder Quentin Tarantino haben Filmgeschichte geschrieben, andere Verfilmungen wie die Karl-May-Reihen oder Walt Disneys Mary Poppins gehören zu den Klassikern, die wohl schon jeder – ob groß oder klein – gesehen hat. Ebenso wie die Bilder, haben sich auch die dazugehörigen Melodien festgebrannt und sind aus unserem Leben wohl kaum mehr wegzudenken. Die ersten Akkorde des James-Bond-Themes und wohl jeder auf der Welt wird mit dem charmanten Agenten des britischen Geheimdienstes mitgerissen auf seiner Jagd nach dem Bösen; vor 50 Jahren wohl genauso wie heute.
In dieser Tradition steht auch das aktuelle Programm des KAMEL Filmreif. Das Beste aus Film und Fernsehen – bekannte und unbekannte Melodien, die uns mitnehmen auf eine akustische Entdeckungsreise zu den nahen und fernen Welten des Films. „Alte“ Klassiker von Martin Böttcher, Nino Rota oder John Barry, große, preisgekrönte Filmmusikmonumente von John Williams, Hans Zimmer oder Klaus Badelt bis hin zu neuen Stars am Leinwandhimmel wie Ramin Djawadi oder auch Billie Eilish stehen auf dem Programm. Melodien, die ein jeder mitsummen oder mitpfeifen kann, jazzige oder poppige Sounds, mysteriöse und unheimliche Klänge bis hin zum Broadway- und großen Streichorchesterklang, für jeden Geschmack und jede Fantasie ist etwas dabei.
Dabei tritt das KAMEL gewohnt jugendlich und locker auf und besticht durch ungewohnte klangliche Bandbreite, die einige Überraschungen birgt. Dazu lädt es einige besondere Gäste auf die Bühne: das CelloDuo, die Musical-Sängerin Janina Steinbach oder das Pop-Trio Timeless.
Ein abwechslungsreicher, kurzlebiger und fantasievoller Abend erwartet Sie in gewohnter Einzigartigkeit: alle Sätze und Arrangements sind eigens für das KAMEL und das Projekt Filmreif entstanden. Die Konzerte im Rahmen von Kultur im Park sind zudem die Release-Konzerte des gleichnamigen Albums, der ersten zusammenhängenden Produktion des KAMEL, die Anfang 2021 entstand und aufgrund der Corona-Einschränkungen aufwändigst eingespielt wurde. Lassen Sie sich mitreißen und tauchen Sie mit uns ab in die grenzenlose Kinowelt.